Page 23 - Alsterrundschau November 2022
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Alster Rundschau aus den museen Seite 23
Bis 31. Juli 2023 im Museum für Hamburgische Geschichte
Eine Stadt wird bunt – Hamburg Graffiti History 1980-1999
Im Jahr seines 100-jährigen Jubiläums prä- burger Stadt- und Kulturlandschaft hinterlassen
sentiert das Museum für Hamburgische Geschich- hat.
te mit der Ausstellung EINE STADT WIRD Das Kuratoren-Team, das aus den seit den spä-
BUNT einen besonderen Einblick in eines der ten 1980er-Jahren aktiven Graffiti-Writern Oliver
spannendsten Kapitel der jüngeren Kulturge- Nebel, Frank Petering, Mirko Reisser und Andreas
schichte. Auf der Grundlage des im letzten Jahr Timm besteht und von dem auch das Buch EINE
erschienenen gleichnamigen Bild- und Textban- STADT WIRD BUNT herausgegeben wurde, hat-
des beleuchtet die Ausstellung die „Hamburg te für den umfangreichen Band mehr als 40.000
Graffiti History“ im Zeitraum von 1980 bis 1999 Fotos, Skizzen, Dokumente und Objekte zusam-
und zeigt in Form von Bildern und Objekten, aber mengetragen und ausgewertet, die ein authenti-
auch mittels Inszenierungen und Kunstwerken sches und facettenreiches Archiv für die kommen-
die Verwandlung von einem grauen, von Nach-
kriegsarchitektur und Brachen geprägten Ham- Der Writer Cisco sprüht 1987 ein Cisco Window-Down-
burg hin zu einer farbenfrohen, bunten Stadt, die Panel an einer S-Bahn im Yard Bergedorf
Foto: Michael Timm, EINE STADT WIRD BUNT
in Europa neben Paris, Amsterdam oder München
zu einem der europäischen Epizentren der Graf- Rauminstallation wird ein authentischer und emo-
fiti- und Hip-Hop-Szene zählte. Hamburg spiel- tionaler Einblick in das Leben der Protagonisten
te bei der Verbreitung der Jugendkultur des Hip- und die damalige Szene vermittelt – u. a. werden
Hop und insbesondere der Kunstform des Graf- die Besucher das Jugendzimmer eines 16-jährigen
fiti in Deutschland eine zentrale Rolle. Als die Writers aus dem Jahr 1988 betreten können.
oftmals gesprühten Bilder, Schriftzüge und Zei- Begleitet wird die Ausstellung von einer mul-
chen Anfang der 1980er-Jahre ihren Weg aus den timedialen Web-App, die die Ausstellung als
Metropolen der USA nach Europa fanden, ent- partizipative Plattform digital erweitern und die
wickelte sich an der Elbe schnell eine wachsen- King Zack posiert neben seinem Zack-Piece, gesprüht Präsentation im Museum mit realen Orten im
de Szene, die bis heute tiefe Wurzeln in der Ham- direkt am Jungfernstieg, 1987 Stadtraum verbinden soll.
Foto: Sali Landricina, EINE STADT WIRD BUNT
de Ausstellung bilden. Auf der Basis dieses reich-
haltigen Bestandes soll in der Ausstellung doku-
mentiert werden, wie sich das Hamburger Stadtbild
durch die Graffiti- und Hip-Hop-Kultur gewandelt
hat und welche Praktiken bei der gestalterischen
Aneignung des öffentlichen Stadtraums entwickelt
wurden. Außerdem sollen die soziokulturellen
Impulse für mehr Integration und Diversität, die
diese weitvernetzte jugendliche Subkultur mit sich
brachte, deutlich und nachvollziehbar werden.
Aufgeteilt in historisch relevante Themenkom-
plexe werden in der Ausstellung neben Skizzen,
Blackbooks und Originaldokumenten auch Film- Die Graffiti-Writer Master Pit, Shane und Rest (†) aus
Platsch von der TFZ-Crew, gesprüht um 1985 auf dem Steilshoop 1988 beim Überqueren der S-Bahngleise an
Roof-Top zwischen der S-Bahnlinie Holstenstraße material, Interviews, Magazine und Bücher sowie der „Rübenkamp-Brücke“. Im Hintergrund das legen-
Richtung Sternschanze typische Mode-Artikel aus der damaligen Zeit däre "Funk Music"-Piece, das 1987 Eric (†) sprühte.
Foto: Sali Landricina, EINE STADT WIRD BUNT präsentiert. Durch eine zusätzliche großformatige Foto: André Lützen, EINE STADT WIRD BUNT