Page 19 - Alsterrundschau Oktober 2025
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Alster Rundschau                              kulturelles                                                     Seite 19

                                                                                          NSU-Morde. Anhand von Zitaten der Angehörigen
                                                                                          und biografischen Informationen zu den Getöteten
                                                                                          soll die Erinnerung an die Mordopfer wachgehal-
                                                                                          ten werden. In Video-Interviews berichten ein
                                                                                          Angehöriger sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
                                                                                          aus unterschiedlichen Perspektiven von ihren per-
                                                                                          sönlichen Erfahrungen: Okan TaŞköprü, der Nef-
                                                                                          fe von Süleyman TaŞköprü, Ibrahim Arslan, einer
                                                                                          der Überlebenden der rassistischen Brandanschlä-
                                                                                          ge von Mölln im Jahr 1992, Barbara John, die
                                                                                          Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer
             Am 27. Juni 2001 wurde Süleyman TaŞköprü,   den“, um auf die extremistische Ideologie hinzu-  und Hinterbliebenen des NSU, die ehemalige Bun-
           ein Hamburger Lebensmittelhändler, in der Schüt-  weisen, die hinter den Taten des NSU stand. Von   destagsvizepräsidentin Aydan ÖzoŞuz, die SZ-
           zenstraße in Altona von den Terroristen des Na-  den zwölf Tatorten der Morde und der Spreng-  Journalistin Annette Ramelsberger und die Foto-
           tionalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermor-  stoffanschläge zeigt die Ausstellung im Altonaer   grafin Regina Schmeken. Zudem wird in dem
           det. Er war eines von zehn Todesopfern einer   Museum in einem Raum jeweils ein Triptychon   Raum auch die Kontinuität rechter Gewalt in
           brutalen Anschlagsserie, die zwischen 2000 und                                 Hamburg seit 1945 thematisiert. Ein besonderes
           2007 in acht deutschen Städten von den Rechts-                                 Element bildet zum Abschluss die partizipative
           extremisten des NSU verübt wurde. Die Opfer                                    Installation „Was ist Erinnern für dich?“, an der
           waren neun Männer türkischer und griechischer                                  sich die Besucherinnen und Besucher aktiv am
           Abstammung, die in Deutschland lebten und ar-                                  Gedenken an die Ermordeten beteiligen können.
           beiteten, sowie eine Polizistin. Bei Sprengstoff-                          © Regina Schmeken   Mit der Ausstellung „Blutiger Boden. Die Tat-
           anschlägen des NSU in Nürnberg und Köln gab                                    orte des NSU“, die von einem umfangreichen
           es zudem viele Verletzte und Schwerverletzte.                                  Veranstaltungsprogramm begleitet wird, will das
                                                                                          Altonaer Museum vor dem Hintergrund des 25.
             Anlässlich des 25. Todestages von Süleyman                                   Todestages von Süleyman TaŞköprü einen Ort der
           TaŞköprü im Juni 2026 zeigt das Altonaer Museum                                Erinnerung und des Gedenkens für die durch den
           die Ausstellung „Blutiger Boden. Die Tatorte des                               NSU getöteten, verletzten und traumatisierten
           NSU“ mit Fotografien der Künstlerin Regina                                     Menschen schaffen und über die fortdauernden
           Schmeken. Ihre großformatigen Schwarzweiß-  der großformatigen Bilder. So entsteht eine ein-  Gefahren rechten Terrors informieren.
           Aufnahmen dokumentieren die Schauplätze der   dringliche Atmosphäre und zugleich ein visuelles
           rechtsterroristischen Anschlagsserie des NSU als   Mahnmal in Gedenken an die Ermordeten.  Stiftung Historische Museen Hamburg
           scheinbar unauffällige Orte, die trotzdem bis heu-   Ein zweiter Raum ermöglicht den Besuchenden   Altonaer Museum
           te von den rassistisch motivierten Verbrechen   eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Mög-  Museumstraße 23 • 22765 Hamburg
           geprägt sind. Der Titel der Ausstellung bezieht   lichkeiten einer Erinnerungskultur im Angesicht   www.shmh.de
           sich auf die NS-Propagandaformel „Blut und Bo-  rechter Gewalt und mit den Hintergründen der

                Niarchos, Onassis, Livanos & Co.: Erinnerungen an ein deutschgriechisches Wirtschaftswunder
                               sonderausstellung „the sea unites“


              Mehr als 20.000 Hamburger drängten sich auf   Museum Hamburg an diese faszinierende Ära   le zu sehen. Über einen Zeitraum von 50 Jahren
              dem Gelände der Howaldtswerke im Hambur-  in den 1950er-Jahren. Motto: „The Sea Unites“.   liefen mehr als 160 große Schiffe für griechi-
              ger Hafen, als ein legendäres Kapitel deutscher   Auf Deutsch: „Das Meer verbindet. Das grie-  sche Eigner auf deutschen Werften vom Stapel,
              Wirtschaftsgeschichte geschrieben wurde. Der   chische Schifffahrts- und das deutsche Wirt-  ab 1971 auch in der DDR.
              Stapellauf des Riesentankers „Tina Onassis“   schaftswunder.“               Die Ausstellung deckt den Zeitraum von den
              im Sommer 1953 war ein Schlüsselmoment   Vor allem Großaufträge aus Griechenland tru-  frühen 1950er-Jahren bis 2002 ab. Unternehmer
              des Neubeginns. Die Werften in Hamburg,   gen dazu bei, dass die weitgehend zerstörten   wie Stavros Livanos, Stavros Niarchos und
              Bremen und Kiel galten wieder als wer. Nach   Werften hierzulande überraschend schnell in   Aristoteles Onassis waren Paten des Booms.
              Ende des Zweiten Weltkriegs war es ein Start-  Schwung kamen. Aus den ehemaligen Kriegs-  Der Charakter des fantasievoll präsentierten
              signal des Aufschwungs. Der Schiffbau beein-  gegnern Griechenland und Deutschland wurden   Ereignisses entspricht der Einstellung des Mu-
              flusste das Wirtschaftswunder spürbar.  Partner und Freunde. Zwei Monate sind auf   seumsgründers Professor Peter Tamm : Letzt-
              Mit einer Sonderausstellung (bis 30. November   Deck 1 der Institution an der Koreastraße fas-  lich trägt die See dazu bei, Länder und Men-
              2025) erinnert das Internationale Maritime   zinierende Fotos und passende Schiffsmodel-  schen zusammenzubringen. Damals wie heute.
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