2 Mai, 2018 | Soziales
Die befürchteten und angekündigten Krawalle zum 1. Mai blieben in der Hansestadt diesmal aus. Die Polizei spricht von einem erfolgreichen Tag. Trotz vereinzelter Ausschreitungen und Festnahmen bliebt es so friedlich wie lange nicht.
Unter dem Motto „Kapitalismus – immer noch scheiße!“ zog eine Demonstration vom Hauptbahnhof in den Stadtteil Wandsbek. Einige explodierte Böller und zerkratzte Autos und einem Polizisten, der aus der Menge heraus mit einem Faustschlag angegriffen wurde, gab es keine größeren Zwischenfälle.
Auch im Schanzenviertel blieb in diesem Jahr alles ruhig. Rund um das linksautonome Zentrum Rote Flora gab es zehn Monate vorher schwere Ausschreitungen während des G-20-Gipfels.
Bei den traditionellen Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften blieben größere Störungen ebenfalls aus. Mehrere Tausend Menschen trafen sich zu einer Kundgebung des DGB unter dem Motto „Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit“. Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Bischöfin Kirsten Fehrs nahmen ebenfalls teil. Die DGB-Chefin und Hauptrednerin in Barmbek Katja Karger beklagte eine Tarifflucht zahlreicher Arbeitgeber. „Bundesweit sind nur noch die Hälfte der Beschäftigten durch einen Tarifvertrag geschützt, im Einzelhandel sogar nur noch 40 Prozent.“ Daneben kritisierte sie die Arbeitsbedingungen in der Pflege und in den Kliniken.
19 Apr, 2018 | Soziales
Am heutigen Donnerstagmorgen haben rund 90 Behördenmitarbeiter und 60 Polizisten ein Haus an der Walddörfer Straße in Wandsbek überprüft. In einer über dreistündigen Razzia sollte ermittelt werden, inwieweit hier durch organisierten Missbrauch Mieter unter unmenschlichen Wohnverhältnissen leben und durch Mietwucher ausgebeutet werden.
Das Gebäude soll ein Hotel sein
In dem als Hotel registrierten Gebäude sind 93 Menschen -überwiegend Bulgaren- mit ihrem Wohnsitz gemeldet, was nicht erlaubt ist. Offensichtlich waren jedoch noch weitaus mehr Personen unerlaubt dauerhaft in den kleinen Appartements untergebracht. Der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer, sagte, dass Menschen aus Osteuropa auf dem Hamburger Wohnungsmarkt wenig Chancen hätten. Das nutzen einzelne Leute aus.
Schwerpunkt war nicht die Überprüfung der Bewohner
Der Einsatz richtete sich nicht gegen die Bewohner. „Wir wollen an die Hinterleute. Wir wollen nicht, dass Menschen ausgebeutet werden“, so Schweitzer. „Wir haben Bewohnerinnen und Bewohner freundlich gefragt, ob wir eintreten dürfen.“ Schweizer berichtet, dass sich viele sogar gefreut hätten, dass überhaupt mal jemand vorbeikommt und nachfragt. Neben Familien und Kindern, die in diesem Gebäude untergebracht waren, wurde auch ein Bordell betrieben. Der als Kegelbahn deklarierte Keller wird augenscheinlich gerade zu einer Saunalandschaft umgebaut.
Das Gebäude ist in einem schlechten Zustand. Elektroleitungen liegen offen, die Wandverkleidungen sind kaputt, Schimmel macht sich breit. Aufgrund der erheblichen Verstöße gegen den Brandschutz wird sogar überlegt, ob einzelne Appartements geräumt werden müssen. Für Ersatzunterkünfte wolle man aber sorgen.
Für rund die Hälfte der gemeldeten Bewohner hat der Staat die Miete bezahlt. Das Jobcenter prüfe nun, ob ein Missbrauch vorliegt. Mieter berichteten, dass sie knapp 700 EUR pro Monat für rund 40 Quadratmeter zahlen müssen. Die Zahlung erfolge teilweise bar an den Hausmeister.
26 Mrz, 2018 | Soziales |
Am kommenden Mittwoch wird sich in der Bürgerschaft darum gestritten, ob Polizisten zukünftig eine Nummer tragen müssen, damit sie bei Einsätzen wiedererkannt werden können. Im Koalitionsvertrag der SPD und Grüne wurde bereits festgelegt, dass über die Einführung gesprochen werden solle, der Antrag kam jetzt jedoch von den Linken. Die Polizeigewerkschaft positioniert sich jedoch klar gegen eine Kennzeichnungspflicht
Diskutieren Sie mit:
Sollten Polizisten in Einsätzen eindeutig identifizierbar sein? Was spricht dafür, was dagegen?
8 Mrz, 2018 | Beruf, Soziales
Für ganz Europa prüft der europäische Flugzeugbauer Airbus, inwieweit sich die Produktionsdrosselung des A380 und des Militärtransporters A400M auf seine Standorte und die damit verbundenen Arbeitsplätze auswirken könne. In Deutschland sind rund 1.900 Stellen betroffen, in Spanien sollen 850 wegfallen und in Frankreich ist von 470 Arbeitsplätzen die Rede. Es soll jedoch keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
In Deutschland gilt bis 2020 noch der sogenannte „Zukunftstarifvertrag“, der die deutschen Standorte für eine Weile sichert. Auswirkungen könnte die Umstrukturierung für die rund 1.000 Mitarbeiter am Standort Hamburg Finkenwerder jedoch trotzdem haben. Die Airbus-Zentrale meldet, dass die nicht mehr ausgelasteten Beschäftigten gegebenenfalls beim Bau anderer Flugzeugmodelle eingesetzt werden könnten. Hamburg ist dabei der wichtigste Standort für das Erfolgsmodell A320, dessen Produktion sogar noch ausgebaut werden soll.
Grund für Airbus Rotstift sind die schlechte Auftragslage beim A380 und die weiter anhaltenden technischen Schwierigkeiten beim A400M. Trotzdem konnte Airbus 2017 seinen Jahresgewinn im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifachen, da die übrigen Sparten des Luftfahrtriesen weltweit gut laufen.
25 Okt, 2017 | Soziales
500 Jahre Reformation
Der 31. Oktober ist Reformationstag. 2017 einmalig gesamtdeutsch, weil es 500 Jahre her ist, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Ob es genau so war, bleibt unbewiesen. Doch traf der Pfarrer mit seiner Kritik offenbar 95-mal den Nagel auf den Kopf – und diese bildhafte Vorstellung passt zur volkstümlichen Sprache, in die er die Bibel übersetzte.
Martin Luther kritisierte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den ausufernden Prunk des Klerus und die Art und Weise, wie sich die Priesterschaft das Geld für ihr Wohlleben beschaffte. Sie interpretierte die lateinische Bibel nach ihrem Gusto und boten dem Volk per Ablass Gnade vor dem Fegefeuer. Dies sei allein Gottes Sache, befand Luther. Den Menschen empfahl er ein gottgefälliges Leben nach eigenem Gewissen unabhängig von irdischer Autorität. Statt Reliquien und Heilige anzubeten, stellte er Jesus Christus in den Mittelpunkt und die Bibel in ihrer reinen Form als unverfälschte Lehre, die keiner Auslegung bedurfte.
Luther war nicht allein mit der Forderung nach christlicher Neubesinnung. Auch Fürsten und Reichsstädte fühlten sich von Papst und Kaiser zu sehr gegängelt. Andere profitierten von diesem System und wünschten sich den Kirchenrebell aus Wittenberg an den Galgen. Rom entschied sich für den Bann, stellte Luther vogelfrei. Sollte ihn doch das Volk beseitigen. Die Freunde waren stärker. Sie nahmen ihn auf der Wartburg in »Schutzhaft «. Dort hatte er Zeit, sich einen Vollbart wachsen zu lassen und die Bibel zu übersetzen, um sie allen verständlich zu machen.
Diese Tat wirkt bis heute, ist doch die biblische Lehre manifestiert durch Verfassung und Grundgesetz. Die Reformation trennte Kirche und Staat. Die bildhafte Bibelübersetzung belebte die deutsche Sprache und führte Dialekte und Regionalsprachen zusammen. Zwar wollte Luther die Kirche nicht spalten, doch verhindern konnte er es nicht. Auch die katholische Kirche geriet in Reformationsdruck, verlor an Macht, wurde »volkstümlicher«. Die Gesellschaft wandelte sich. Luther hatte den Anstoß gegeben – »Ich kann nicht anders. Gott helfe mir.«
Im Jubiläumsjahr der Reformation hat sich die Zahl der »Luther-Bücher« noch einmal kräftig erhöht. Von wissenschaftlichen Werken über historische Romane bis zu bunten Comics reicht das Spektrum – eines haben wir herausgegriffen, ein »Anschauungsbuch« im großen Querformat: »Menschen um Martin Luther«.
Der Titel verrät: Es geht nicht allein um Luther. In diesem Buch eröffnet sich eine unruhige Zeit mit ihren philosophischen und herrschenden Persönlichkeiten. Der zeitkritische Hamburger Künstler Werner Fritz Zgianiacz hat sie mit karikierendem Strich und in kräftigen Farben porträtiert. Eine uns dunkel erscheinende Zeit leuchtet plötzlich auf. Der Theologe Andreas Pawlas versah die Porträts mit biografischen Anmerkungen und fügte als Gemeindepfarrer seine Predigt zum Reformationstag 2010 in Barmstedt hinzu, die in Bezug zum Bilderzyklus steht.
»Dieses Buch fesselt, weil es verfremdet«, stellt Bischof Hans Christian Knuth in seinem Geleitwort fest. Wie vielfältig die Reformation in familiäre, philosophische, kirchlichen und politische Interessen verflochten war – »all das kommt in diesem Buch deutlich zum Ausdruck, auf sehr kurze und prägnante Art, aber das ist eher ein Vorzug«. Die Verfremdung des Bekannten verwandle sich zu neuem Sehen.
In der erweiterten 2. Auflage von »Menschen um Martin Luther« (Kadera-Verlag, ISBN 978-3- 944459-91-2 / 44,00 Euro) wird der Eindruck des neuen Sehens kontrastreich dargestellt – durch alte Stiche und Textpassagen der »Illustrirten Zeitung« zu Luthers 400. Geburtstag 1883. Auf www.kadera. de bietet der Verlag einen Blick ins Buch an.