Page 21 - Alsterrundschau Juni 2024
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Alster Rundschau                              kulturelles                                                     Seite 21


              Kulturelle Tipps und Termine der Redaktion





                                                   europäischer „Salpeterbarone“, wie der Hamburger Her-  Schulen der Jahrgänge 1 bis 13 eingereicht. Eine
                                                   mann C. J. Fölsch und Henry B. Sloman, dem Erbauer des   eigens zusammengestellte Jury hat aus allen Einrei-
                                                   Chilehauses.                           chungen 84 Bilder für eine Ausstellung ausgewählt,
                                                   Auch die archäologischen und ethnografischen Chile-   die bis zum 27. August bei freiem Eintritt im DOCK
                                                   Sammlungen des MARKK wurden vielfach von im Roh-  in der Säulenhalle des Altonaer Museums zu sehen
                                                   stoffhandel aktiven deutschen Geschäftsleuten ausgegra-  ist.
                                                   ben oder erworben. Die Ausstellung erzählt vom Wider-
                                                   stand und der Identität der Arbeiter:innen und beleuchtet
                                                   Praktiken einer einseitigen Rohstoffausbeutung, die mit
                                                   dem Abbau von Lithium bis heute nicht an Relevanz ver-
                                                   loren haben. In der Ausstellung zeigen historische Foto-
           Die Ruinen der Blöcke L und D. Foto: Archiv Spei-  grafien aus Privatarchiven Arbeit und Leben in den Sal-
           cherstadtmuseum                         peterwerken und werden gleichzeitig kritisch kontextua-
           gekräftige Fotos vorliegen, wird vor allem auf Auf-  lisiert. Sie treten in Beziehung mit Objekten des MARKK
           nahmen aus der Erbauungszeit der Gebäude im   und mit zeitgenössischen künstlerischen Perspektiven aus
           Kaiserreich zurückgegriffen. Das dürfte jedoch   Chile, welche die gesellschaftlichen Nachwirkungen der
           unproblematisch sein, da sich die Speicherstadt mit   Salpeterära bis in die Gegenwart beleuchten.
           Kriegsbeginn noch in ihrem ursprünglichen Zustand   Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien der
           präsentierte.                           Freien und Hansestadt Hamburg, Freunde des MARKK
           Beim Wiederaufbau wurden die teilzerstörten Blök-  e. V.,  Eigentümergemeinschaft H. C. J. Fölsch-Erben und
           ke rekonstruiert, während bei den Neubauten darauf   Saal Digital Fotoservice GmbH..  Pitt Streitenfeld, “Reste des Lebens”, Fridtjof-Nansen-
           geachtet wurde, dass sie sich hinsichtlich Material   MARKK - Museum am Rothenbaum, MUSE-  Schule, 1. Klasse
           und Maßstab in das Ensemble einfügen. Dieser Um-  UM AM ROTHENBAUM, Rothenbaumchaus-  Das Thema „Die Zeit fließt“ bot den teilnehmenden
           stand wurde explizit gewürdigt, als die Speicherstadt   see 64, 20148 Hamburg  Schülerinnen und Schülern für die kreative Umset-
           2015 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde.                                zung einen breiten Spielraum: Die Veränderung
           Dennoch lässt sich beim Betrachten der historischen   Bis 27. August 2024      von Natur, Mensch und Gegenständen sowie die
           Fotos nicht leugnen, dass der ursprüngliche Charak-                            Inszenierung des Begriffs „Zeit“ bot für alle Jahr-
           ter der Speicherstadt unwiederbringlich verloren ist.  „Die Zeit fließt"       gangsstufen ab der Grundschule einen vielfältigen
           Jenisch Haus, Baron-Voght-Straße 50, 22609 Hamburg                             künstlerischen Zugang. Die Schülerinnen und Schü-
                                                     Ausgewählte Fotografien aus dem 9.   ler experimentierten mit Langzeitbelichtungen,
                  Noch bis 26. Januar 2025         Fotowettbewerb an Hamburger Schulen    Bewegungen und unterschiedlichen Perspektiven.
            Weißes Wüstengold                      Unter dem Motto „Die Zeit fließt“ hatte die Behörde   Dabei stellten sie Fragen wie: „Was ist Zeit? Bewegt
                                                                                          sich die Zeit? Ist die Gegenwart wichtiger als die
               Chile-Salpeter und Hamburg          für Kultur und Medien zusammen mit der Behörde   Vergangenheit? Haben wir genug oder zu wenig
                                                   für Schule und Berufsbildung in diesem Jahr bereits
                                                                                          Zeit?“ in den Mittelpunkt ihrer Fotografien.
                                                   zum 9. Mal den Fotowettbewerb für Schülerinnen   Eine Besonderheit des Fotowettbewerbes ist die
                                                   und Schüler an Hamburger Schulen initiiert. Insge-  Möglichkeit, professionelle Hamburger Fotogra-
                                                   samt wurden für den Wettbewerb 507 Fotografien   finnen und Fotografen in den Unterricht zu holen,
                                                   von Schülerinnen und Schüler aus 42 Hamburger   die bei Einführungen und gemeinsamen Bildbe-
                                                                                          sprechungen den Schülerinnen und Schülern den
                                                                                          Unterschied zwischen spontanen Schnappschüssen
                                                                                          und konzeptioneller Fotografie vermitteln sowie
                                                                                          Fototechniken und ästhetische Herangehensweisen
                                                                                          näherbringen.
                                                                                          Im Rahmen des aktuellen Wettbewerb wurden die
                                                                                          Workshops von den Hamburger Fotografinnen und
                                                                                          Fotografen Isadora Tast, Tim Fulda, Julia Knop,
                                                                                          Olaf Tamm und Valerie Wagner durchgeführt.
                                                                                          Aus allen Einreichungen kürte die Jury insgesamt
                                                                                          acht Preisträgerinnen und Preisträger aus unter-
                                                                                          schiedlichen Jahrgängen. Der jüngste Preisträger
                                                                                          ist Pitt Streitenfeld aus der 1. Klasse der Fridtjof-
                                                                                          Nansen-Schule mit seinem Foto „Reste des Le-
                                                                                          bens“, das Foto der ältesten Preisträgerin mit dem
                                                                                          Titel „Sie und ich“ stammt von Io Göhring aus der
           Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Chilehauses                          13. Klasse der Rudolf Steiner Schule Hamburg-
           in Hamburg rückt die Ausstellung die Arbeits- und Le-                          Bergstedt.
           bensbedingungen der Salpeterarbeiter:innen in der Ata-                         Eine Übersicht zu den Preisträgerinnen und Preis-
           cama-Wüste in Chile in den Vordergrund. Deren Ausbeu-                          träger finden Sie unter: www.fotowettbewerb.ham-
           tung und Schwerstarbeit in der trockensten Wüste der Welt                      burg
           sowie die hohe Nachfrage nach dem „weißen Gold“ als                            Die Ausstellung ist bis zum Ende der Hamburger
           Grundlage für Dünger und Sprengstoff begründeten Ende   Io Göhring, „Sie und ich“ (Auschnitt), Rudolf Steiner   Sommerferien im DOCK des Altonaer Museums
           des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts den Reichtum   Schule Hamburg-Bergstedt  zu sehen, der Eintritt ist kostenfrei.
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