Page 16 - AR Juni 2021
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Seite 16 SENIOREN Alster Rundschau
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Mobil dank Fahrrad-Rikscha: der Projektkoordinatorin
Senioren unterwegs Elisabeth Kammer trifft
man sich zu einem ‚Pro-
befahren‘. Zunächst fährt
man als Gast vorne mit
und darf anschließend die
Rikscha selbst steuern. In meinem Fall war
das eine sehr nette Tour mit Veit Butt-
ler, ‚Rikscha-Fahrlehrer‘ und Pastor
bei der St. Martinus-Eppendorf,
Gemeinde, an die Alster.“ Danach
werde abgeschätzt, ob das etwas
für einen sei, was bei mir der
Fall war. Und zack: fertig sei der
Rikscha-Führerschein!“, so der
Eppendorfer.
„JUNGER MANN, WENN
SIE MAL LANGEWEILE
HABEN, KÖNNEN WIR
GERNE WIEDER EINE FAHRT
MACHEN!“
Bei seinem ersten Einsatz im Mai absol-
Bitte anschnallen! vierte Tobias Claus gleich zwei Touren. „Das
Zur Sicherheit schnal- war spannend und hat Spaß gemacht“, begeis-
len sich Hildegard tert sich der Fahrrad-Fan. „Die erste Dame war
Höttemann (r.) und sehr nervös, da sie nicht 100-prozentig einschät-
Pflegekraft Milena
Beseelt von den schönen Eindrücken: Hildegard Höttemann (vorn) Matthies an, Chauffeur zen konnte, was das so auf sie zukommt, wurde
nach der Fahrt mit Tobias Claus und der Fahrrad-Rikscha. Tobias Claus hilft. aber im Laufe der Fahrt im lockerer, bis sie so-
Foto: martini . erleben Foto: martini . erleben gar entspannt und freudig vor sich hinsummte
und -sang. Sie fand es wohl sehr gut und meinte
Rikscha-Fahren gehört ja nicht richtig in die Rubrik „Bewe- auch mehrmals: ‚Dass ich das in meinem Leben noch erleben
gung“. Und doch kommen die Gefahrenen mit dem besonde- darf ...‘, so Claus. „Die zweite Dame war ähnlich nervös und
ren Gefährt in Bewegung, müssen hier aber sozusagen nichts wurde auch schnell entspannter. Sie verabschiedete mich mit
selbst tun. Einsteigen, es sich bequem machen und die Gegend den Worten: ‚Junger Mann, wenn Sie mal Langeweile haben,
begutachten: Bewohner der Einrichtungen Anscharhöhe Ep- können wir gerne wieder eine Fahrt machen!‘“
pendorf, Agaplesion Bethanien-Höfe, der Tagespflege Mole44 Je 50 Minuten dauerten die beiden Fahrten, die vom Marie-
Hamburgische Brücke und vom Elim Seniorencentrum Ep- Jonas-Platz über Kellinghusen-Straße, Alsterufer bis zur US-
pendorf werden gefahren. Mit der Fahrrad-Rikscha „Luise“.*
Botschaft und über den Leinpfad zurück gingen. Bei einer
Im vergangenen Monat war es nach langer Vorbereitungszeit Fahrt war sogar noch ein kurzer Abstecher vorbei am alten
soweit: Unter der Federführung des Quartiersnetzwerks marti- Wohnhaus möglich. Tobias Claus: „Die Dame hat dort mehre-
ni . erleben konnte die erste Fahrt stattfinden. Am „Steuer“ sitzt re Jahrzehnte gewohnt, und sie hat sich sehr gefreut.“
einer der aktuell rund 14 Fahrerinnen und Fahrer: Tobias Claus
ist seit zehn Jahren Eppendorfer und genießt es, mit dem Rad Die Einsatzzeiten suchen sich die Rikscha-Fahrer selbst aus.
Tobias Claus fährt jetzt immer Montagnachmittag seine Tour
in Hamburg-Eppendorf unterwegs zu sein. „Meine Großeltern
waren auch in Pflegeeinrichtungen, und ich hatte dort selbst oder Touren. Er ist für
die Bewohner der Agap-
häufig erlebt, wie gering die Abwechslung im Alltag ist. Als „Radeln ohne Alter“ heißt das Projekt, das
ich die Anzeige für das Rikscha-Projekt sah, war ich sofort be- lesion Bethanien-Höfe das Quartiersnetzwerk martini.erleben und
im Einsatz, andere Fah-
geistert und sehe es als super Möglichkeit, meine Leidenschaft, mit finanzieller Unterstützung vom Bezirk
mit dem Rad in Hamburg unterwegs zu sein, zu teilen, und so rerinnen und Fahrer sind Hamburg-Nord ins Leben gerufen wurde.
Die speziell für Senioren entwickelte
für die anderen Häuser
dem Alltag der Damen/Herren eine andere Facette hinzuzufü- zuständig. Wer selbst Rikscha wurde in Dänemark gekauft.
gen“, so der IT’ler, der sonst bei Lufthansa für einen Bereich einmal fahren möchte,
bei Data Analytics zuständig ist.
meldet sich bei seiner
EHRENAMTLICHE PILOTEN FAHREN Einrichtungsleitung.
FAHRRAD-RIKSCHA FÜRS PFLEGEHEIM Corinna Chateaubourg © SeMa
Als weiterer Impuls galt für den 37-Jährigen, dass „man, be- *Noch ist die Rikscha nicht of-
dingt durch die Pandemie, persönlich weniger unterwegs ist fiziell „getauft“ – das soll aber
und seine Zeit auch gerne sinnvoll nutzen möchte.“ Als er das in infektionsärmernen Zeiten
Plakat „PilotInnen gesucht“ am Marie-Jonas-Platz sah, fand er nachgeholt werden.
das Projekt sofort cool. Die Fahrstunde:
Und wie wird man Rikscha-Fahrer? „Man durchläuft einen Tobias Lang sitzt am
Steuer, Pastor Veit
sehr aufwändigen Auswahlprozess, den nur die besten der bes- Buttler ist der Fahr-
ten Rikschafahrer meistern“, sagt Claus lachend mit einem Au- lehrer ... und lässt
genzwinkern. „Nein, nach einem super netten Austausch mit sich fahren. Foto: cc