Page 8 - Alsterrundschau Oktober 2025
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Seite 8                                          lifestyle                                            Alster Rundschau

                                                  Gedankenkarussell im Bett:
                      immer mehr deutsche liegen nachts wach


          Generation Z besonders von psychisch bedingten   setzlich und privat versicherten Personen zwischen 18   Zubettgehen oder gar im Bett zu viel streamt, chattet und
        Schlafstörungen betroffen              und 70 Jahren zeigt: Gut die Hälfte der Befragten (57   postet, sorgt für eine verzögerte Ausschüttung von Schlaf-
                                               Prozent) hat aktuell an mindestens drei Tagen pro Woche   hormonen und eine erhöhte geistige Aktivität, was wie-
          Wenn die Augen am Abend nicht zufallen wollen und   Schlafprobleme – sei es, dass sie abends schlecht ein-  derum zu einem unruhigen Schlaf führt.
        die Gedanken nachts Karussell fahren: Immer mehr   schlafen können oder nachts häufiger aufwachen. Die
        Menschen leiden unter Schlafproblemen, die keine or-  meisten davon (62 Prozent) geben an, dass ihre Gedan-  Schlafräubern ein Schnippchen schlagen
        ganische Ursache haben. Laut Daten der KKH Kauf-  ken dann häufig um Probleme und Sorgen kreisen. Gut   Ein gesunder, erholsamer Schlaf hängt nicht nur von
        männische Krankenkasse stieg die Zahl der ambulanten   die Hälfte fühlt sich durch schlechten Schlaf tagsüber   der Schlafmenge ab, sondern vor allem auch von der
        Diagnosen psychisch bedingter Schlafstörungen von   weniger leistungsfähig. Knapp 40 Prozent sagen, ihre   Schlafqualität. Diese sinkt mit zunehmender Unterbre-
        2014 auf 2024 bundesweit um 73,5 Prozent, von 2023   Stimmung sei am nächsten Tag häufig gedrückt, und 37   chung der jeweiligen Schlafphasen. Neben dem Grübeln,
        auf 2024 allein um rund neun Prozent. Damit sind die   Prozent sind tagsüber häufig gereizt. 28 Prozent haben   Chatten und Streamen können auch äußere Faktoren wie
        Fälle nicht nur auf dem höchsten Stand seit Beginn der   darüber hinaus beobachtet, dass sie schlechter einschla-  beispielsweise der Konsum von Alkohol die Schlafqua-
        KKH-Erhebung im Jahr 2014, sondern von 2023 auf   fen, wenn sie digitale Geräte vor dem Zubettgehen nut-  lität negativ beeinflussen. Bereits geringe Mengen Al-
        2024 auch am stärksten innerhalb eines Jahres gestiegen.   zen.                kohol können zwar das Einschlafen erleichtern, führen
        „Zu nicht organisch bedingten Schlafstörungen zählen   „Unsere Umfrage zeigt, dass viele bereits eine Schlaf-  aber häufig zu Durchschlafstörungen und einer schlech-
        Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Albträume   störung entwickelt haben“, sagt Aileen Könitz. Denn wer   teren Schlafqualität. Weitere Schlafräuber können ein
        und Angsttraumstörungen, wie sie unter hohen psychi-  über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten grü-  zu voller oder zu leerer Magen, der Genuss von Koffein
        schen Belastungen entstehen können“, erläutert Dr.   belnd im Bett liegt, nicht einschlafen oder durchschlafen   oder Nikotin sowie intensiver Sport oder körperliche
        Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische   kann, zählt zu den Betroffenen. „Auf Dauer können   Arbeit kurz vor dem Zubettgehen sein. Positiv auf das
        Fragen bei der KKH. Bundesweit erhielten zuletzt 18   Schlafstörungen und regelmäßiger Schlafentzug der   Einschlafen wirken sich hingegen Entspannungstechni-
        von 1.000 KKH-Versicherten eine entsprechende Dia-  Gesundheit schaden“, warnt die Expertin. „Dadurch   ken wie eine Meditation aus sowie körperliche Aktivi-
        gnose.                                 erhöhen sich beispielsweise die Infektanfälligkeit sowie   täten am Tag. Aileen Könitz empfiehlt nächtlichen Grüb-
          Vor allem die Generation Z leidet zunehmend unter   das Risiko für Depressionen und Angststörungen oder   lern darüber hinaus, sich zu einer festen Tageszeit rund
        Schlafproblemen, denn in keiner anderen Altersgruppe   Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Andersherum können   eine viertel Stunde lang bewusst mit den eigenen Ängsten
        sind die Fälle so stark gestiegen. So verzeichnet die KKH   Schlafstörungen auch eine Folge von psychischen Er-  und Sorgen zu beschäftigen, diese aufzuschreiben, weg-
        im Zehnjahresvergleich bei den 25- bis 29-Jährigen das   krankungen wie Depressionen, Angststörungen oder   zulegen und nicht mit ins Bett zu nehmen.
        deutlichste Plus von gut 113 Prozent. Im Fünfjahresver-  posttraumatischen Belastungsstörungen sein.“  Halten Schlafprobleme trotz Berücksichtigung sämt-
        gleich und innerhalb der beiden letzten Auswertungs-                           licher Tipps über längere Zeit an, sollten Betroffene
        jahre stiegen die Diagnosen hingegen bei den 20- bis   Generation Z besonders betroffen – warum?  ärztliche Hilfe suchen. Der Weg führt zunächst zum
        24-Jährigen am stärksten an: von 2019 auf 2024 um 45   Junge Erwachsene sind mit einer Vielzahl von Her-  Hausarzt, um organische Ursachen gegebenenfalls aus-
        Prozent, von 2023 auf 2024 um gut 15 Prozent.  ausforderungen konfrontiert, etwa mit Zukunftsängsten   zuschließen und weitere Behandlungsmöglichkeiten zu
                                               durch wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Ungleich-  besprechen. Die KKH macht zudem im September unter
        Jeder Zweite schläft mehrmals die Woche schlecht  heit. Dies kann zu einem vermehrten Stressempfinden   dem Motto „Wachliegen ist ein Zeichen und kein Zu-
          Ursachen für nächtliches Wachliegen können unter   und Angstzuständen führen. Viele Zoomer pflegen dar-  stand“ mit Aufklärungs- und Mitmachkampagnen auf
        anderem Konflikte und Überforderung im Beruf und   über hinaus eine unregelmäßige Schlafroutine, gehen   das Thema Schlaf aufmerksam. Neben allgemeinen
        Privatleben sein, traumatische oder belastende Ereignis-  spät ins Bett und schlafen lange, was den natürlichen   Informationen über das Wachliegen, Selbsttests und
        se wie etwa der Verlust eines nahestehenden Menschen   Schlafrhythmus aus dem Lot bringen kann. Auch die   schnellen Hilfsangeboten wie Bodyscans können Ver-
        oder der Dauerkrisen-Modus in Deutschland und der   intensive Nutzung von Smartphones, Tablets & Co. kann   sicherte auch digitale Präventionskurse zu Stressbewäl-
        Welt. Eine Online-Befragung der KKH unter 500 ge-  die Nachtruhe negativ beeinflussen. Wer kurz vor dem   tigung und Entspannung wie 7Mind nutzen.
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          Auswirkungen von Wachliegen



          Wenn ich nicht schlafen kann, kreisen meine Gedanken oft
                     um Probleme oder Sorgen.                                                                  62%
                Ich bin durch schlechten Schlaf tagsüber weniger                                       53%
                            leistungsfähig.
                   Ich bin häufig während der Arbeitszeit müde.                               44%

            Meine Stimmung am nächsten Tag ist durch schlechten                          39%
                        Schlaf oft gedrückt.
            Ich bin durch schlechten Schlaf tagsüber häufig gereizt.                   37%

          Ich achte bewusst auf einen guten Schlaf und einen festen                    37%
                         Schlafrhythmus.
                                                                                                            Basis: 500 von der
              Ich fühle mich mit meinen Schlafproblemen oft allein               30%                         KKH im Juli 2025
                             gelassen.                                                                        über das Online
                                                                                                          Access Panel Bilendi
                  Ich finde es schwierig, mit anderen über meine                29%                        befragte gesetzlich
                        Schlafprobleme zu sprechen.
                                                                                                                  und privat
            Ich schlafe schlechter ein, wenn ich vor dem Einschlafen           28%                        versicherte Personen
                        digitale Geräte nutze.                                                           im Alter von 18 bis 70
                                                                                                                    Jahren.
                Ich habe alles in allem einen sehr gesunden Schlaf.   19%                                  Bundesweite, reprä-
                                                                                                             sentative Abfrage.
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