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Seite 26 KULTURELLES Alster Rundschau
3. Oktober 2021 bis 13. März 2022 im Museum für Kunst & Gewerbe
AUSSTELLUNG Janosch. Lebenskunst
es Kurzgeschichten zum Hören, extra für diese
Ausstellung ausgesucht und eingelesen von Pro-
minenten aus Hamburg und Norddeutschland.
NACHRICHTEN AUS
DEM POSTKARTENWALD
Briefe und Postkarten spielen in vielen Büchern
von Janosch eine wesentliche Rolle: man denke nur
an „Post für den Tiger“ oder den „Hasen mit den
schnellen Schuhen“, dem die Briefträger-Arbeit
nicht so schnell ausgeht. Auch als eigenes Genre
sind Postkarten wichtig – hunderte hat Janosch im
Laufe seines langen Künstlerlebens gestaltet, zahl-
reiche Originalentwürfe hierzu sind in der Ausstel-
lung zu sehen. Im Postkartenwald sind die
Besucher*innen eingeladen, ihre persönlichen
Lebenskunst-Botschaften aufzuschreiben, aufzu-
malen, zu gestalten und sie über das eigene Aus-
stellungspostamt zu verschicken.
Der Bär und der Tiger © Janosch film und medien AG, Berlin IM BÜRO MIT WONDRAK
Ein wahrer Lebenskünstler in Janoschs Kosmos
Zu seinem 90. Geburtstag widmet das Museum ALLTAG UND FANTASIE: ist fraglos Wondrak, selbsternannter „Superstar“
für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) dem JANOSCHS BILDERWELTEN und schnauzbärtiger Herr in Tigerstreifenanzug und
international bekannten Illustrator, Autor und Le- Die Ausstellung eröffnet mit einem Raum, der Pantoffeln, der von 2013 bis 2019 den Leser*innen
benskünstler Janosch eine große Ausstellung. Im das Publikum tief in Janoschs Welt eintauchen lässt. des Zeit-Magazins wöchentlich Ratschläge zu na-
Mittelpunkt steht seine Lebenskunst, sie ist Teil An die hundert Originalzeichnungen aus vielen Epo- hezu allen Lebenslagen gegeben hat. Ihm richtet
der Inszenierung seiner Biografie. Janoschs Kunst, chen von Janoschs Schaffen laden ein, seine Lebens- die Ausstellung ein eigenes Büro ein, in dem natür-
dem Leben zu begegnen, zieht sich auch in vielen und Fantasiewelten zu entdecken. Bekannte Bilder- lich nicht klassisch gearbeitet, sondern Lebenskunst
Facetten durch sein Schaffen und spiegelt sich in buchillustrationen sind hier ebenso zu sehen wie gelebt und ausprobiert werden kann. So lädt Won-
seinen Figuren. Er zeigt keine heile Welt – seine frühe Arbeiten. Sie alle eint die Lebenskunst: Ver- drak das Publikum ein, durch einen Kopfstand die
Welt ist roh und zärtlich zugleich, voll Schönheit, schiedene Ideen und Wege, den Herausforderungen Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu
Wünschen und Freundschaft, aber auch voll Grau- des Alltags zu begegnen, werden ins Licht gerückt betrachten, mit Würfeln einfache Entscheidungen
samkeit, Lüge und Gefressenwerden. – Freundschaft und Musik, Zuhauseund Unterwegs- zu treffen, sich selbst im Spiegel zu betrachten oder
Der kleine Bär, der kleine Tiger, der Mäuses- sein, Essen und Kochen, Lügen und Fliegen. Sicher mit Hilfe einer Zettelwirtschaft Ordnung ins Lie-
heriff, Onkel Popoff, Wondrak oder Luise: Ja- ist: In Janoschs Figurenwelt haben alle Menschen besleben zu bringen.
noschs Protagonist*innen sind immer auf der und Tiere ihre ganz eigenen Qualitäten und Beson-
Suche nach ihrem persönlichen Panama. Absichts- derheiten. Es gibt keine Norm, jede Figur hat ihre ZEIT ZUM TRÄUMEN
voll oder unbemerkt verlassen sie Wirklichkeit liebenswerten Eigenheiten, ihre Schwächen und Schließlich lässt ein Kinoraum Janoschs Lebens-
und Wahrheit, erleben das Bekannte neu und wie- ihre Stärken. So wie im echten Leben. kunst auch im bewegten Bild und Ton erleben. Drei
der, lernen und lehren, das Normale als besonders Folgen der beliebten „Traumstunde“ nehmen das
und das Besondere als normal zu sehen. Die Aus- Publikum mit auf Reisen. Sie begleiten den Tiger
stellung zeigt rund 150 originale Zeichnungen und und den Bären dabei, wie sie ein Mittel gegen die
Grafiken aus vielen Epochen von Janoschs Schaf- Einsamkeit suchen und so, ganz nebenbei, mit ihren
fen – Bekanntes, das im Original betrachtet neu Freunden aus dem Wald die Post und das Telefon-
ist, und Unbekanntes, das durchs Betrachten ver- netz erfinden. Sie zeigen Schnuddel und das
traut wird. Schnuddelpferdchen, wie sie Luftschlösser bauen
Janoschs Geschichten haben Großen und Klei- – Luftschlösser, die schließlich doch in sich zusam-
nen, Menschen mit und ohne Herausforderungen menfallen, denn auch ein „Wolkenzimmerhaus“
etwas mitzuteilen. Sie geben Botschaften weiter, hält nur so lange, wie man nicht zu viel will. Und
ohne sich aufzudrängen. Die Ausstellung nimmt auch die Besucher*innen, die Lust auf eine Flug-
diesen Faden auf und vereint mehrere Perspektiven stunde mit Onkel Popoff haben, um die schnöde
und Zugänge, parallel in denselben Räumen zu VON NEUEN WÖRTERN Wirklichkeit mal von ganz weit weg zu betrachten,
denselben Themen auf mehreren wörtlichen und UND SELTENEN NAMEN kommen auf ihre Kosten. Alle Geschichten erzäh-
übertragenen Augenhöhen. Das Leben ist, laut Janosch, „ein verdammt schö- len davon, wie wichtig das Träumen ist, wie man
Die Ausstellung gliedert sich in fünf Räume, nes Vergnügen“, trotz aller Gefahren und Heraus- trotz aller Widrigkeiten stark bleibt und: dass Mut
deren Elemente sich, wie beim Blick durch ein forderungen. Das unterstreicht auch seine beson- immer gut ist.
Kaleidoskop, zu immer neuen Bildern von Ja- dere Sprache, scheinbar leicht dahingeworfen, Die Gestaltung der Ausstellung wird verantwor-
noschs Lebenskunst zusammenfügen. Die Aus- gegen den Strich gebürstet, geraunzt, gegrunzt, tet vom Hamburger Studio Silvia Knüppel.
stellung bietet viele verschiedene Zugänge – für geflüstert – hineingewoben in die Zeichnungen Die in der Ausstellung gezeigten Videos in Ge-
Große und Kleine, für Lesende und Betrachtende, öffnen seine Worte ganz neue, philosophische Räu- bärdensprache und in Lautsprachbegleitenden
für Schreibende und Turnende, für Beobachtende me. Den außergewöhnlichen Formulierungen, Gebärden sind eine Arbeit der Klassen 5a und 6a/d
genauso wie für die, die gern selbst mittendrin Wortschöpfungen und Namensgebungen ist daher der Hamburger Elbschule – Bildungszentrum Hö-
sind. ein ganzer Ausstellungsbereich gewidmet. Hier gibt ren und Kommunikation.