Page 21 - Alsterrundschau August/September 2020
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Alster Rundschau                             NATUR & LEBEN                                                    Seite 21

                                                Der Trauermantel – Seltene Schönheit
             Einer der prächtigsten Schmetterlinge in Deutschland


             Einen der größten Tagfalter Deutschlands Trau-  in den vergangenen 50 Jahren die Bestände ver-  Ausgedehnte Flussauen mit diesen Bäumen sind
           ermantel zu nennen, klingt nicht gerade hoffnungs-  schiedener Arten um bis zu 90, manchmal sogar   aber selten geworden, auch entlang von Waldwe-
           voll. Auf Englisch ist das anders: Die Briten nen-  99 Prozent zurückgegangen sind. „Für andere   gen fehlen oft lichte Strukturen mit entsprechenden
           nen ihn Camberwell beauty. Seine dunklen, scho-  Bundesländer sieht es nicht besser aus. Die Roten   Bäumen und Büschen zur Eiablage. Die Falter
           koladenbraunen, samtweichen Flügel schließen   Listen werden immer länger und immer mehr Ar-  saugen auch gern an Fallobst oder Pflanzensaft.
           mit einem blassgelben Rand ab. Einen weichen   ten sind sogar vom Aussterben bedroht“, führt   Hecken mit Wildobst oder alte Baumbestände mit
           Übergang  zwischen dem harten Farbkontrast   Hannes Petrischak aus.            verletzten Bäumen findet man nur noch gelegent-
           zeichnet eine auffällige Perlenkette blauer Flecken.                           lich. Auch die Winterquartiere für die Falter sind
           Bei jedem Trauermantel sind diese blauen Tupfen                                Mangelware. Alte Bäume mit Höhlen und Rissen
           in Größe und Farbintensität leicht unterschiedlich.                            haben in Wirtschaftswäldern kaum Platz. Der Kli-
           Flattert der bis zu siebeneinhalb Zentimeter große                             mawandel ist eine zusätzliche Gefahr: Der Trau-
           Schmetterling an sonnenbeschienen Waldrändern                                  ermantel benötigt kalte Winter und tritt daher
           und Wegen entlang, erscheint er fast schwarz, was                              vorwiegend im östlichen Teil und in den Mittel-
           ihm wohl seinen Namen eingebracht hat.                                         gebirgen Deutschlands in Erscheinung.

                   Kindheitserinnerungen an                                                   Naturnahe Gärten als Rückzugsorte
                sonnige Frühlingstage verblassen                                             Gärtnerinnen und Gärtner haben mit einer na-
             „Gaukelnde Schmetterlinge über Wiesen und                                    turnahen Gestaltung die Möglichkeit Futterpflan-
           an Waldrändern gehören für mich zu den schönen                                 zen für Raupen Platz zu geben. Als Beispiele sei-
           Kindheitserinnerungen. Damals waren viele Arten                                en hier Brennnesseln für Tagpfauenaugen oder
           häufig, weil ihre Lebensräume zum großen Teil   Foto: Hannes Petrischak – Copyright: Heinz Sielmann   Dill und Petersilie für den Schwalbenschwanz
           noch existierten“, erinnert sich Dr. Hannes Petri-  Stiftung/Hannes Petrischak  genannt. Behutsam sanierte Hauswände oder
           schak, Biologe bei der Heinz Sielmann Stiftung.                                Dachstühle können Winterquartiere sein. Wild-
           Heute ist das Bild ein anderes. Eine bayerische   Lebensräume verschwinden:    blumenwiesen sind wertvolle Nektartankstellen.
           Studie etwa belegt: Unsere Schmetterlinge ver-  Zerbrechliche Welt der Schmetterlinge  Hier sind auch Städte, Kommunen und Unterneh-
           schwinden. Wissenschaftler der Zoologischen   Die Raupen des Trauermantels fressen an Wei-  men mit großen Firmengeländen in der Pflicht,
           Staatssammlung München konnten belegen, dass   den, in manchen Regionen auch gern an Birken.   eine naturnahe Gestaltung umzusetzen.
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