Nach einem Jahr Aufenthalt in Thailand und der Feier seines 80. Geburtstages überrascht Jürgen Hunke die Republik mit einem provakanten Buch zum Thema Altersvorsorge. „Die Rente ist sicher“, Zitat Norbert Blüm, Wahlkampf 1986. Jürgen Hunke dazu: Er meinte wohl nur seine eigene Rente.
Alster Rundschau:
Herr Hunke, Sie waren ein Jahr auf Koh Samui und dort ist Ihr neues Buch „Der Hebel der Zeit“ entstanden. Was hat Sie dazu bewogen, so ein spannendes Buch zu schreiben?
Jürgen Hunke:
Ich habe mich 50 Jahre intensiv mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt. Ich hatte auch ein Unternehmen und bin dort nach 50 Jahren als Inhaber und Aufsichtsrat ausgeschieden. Es war schon immer ein Wunsch von mir, die Wahrheit über das Thema ungeschönt zu schreiben.
Die Altersvorsorge ist einer der wichtigsten Lebensabschnitte eines Menschen. Im ersten Drittel sind wir unbeschwert im Elternhaus, im zweiten Drittel müssen wir arbeiten, vielleicht eine Familie gründen, beruflich vorankommen und die Welt entdecken. Aber ein wesentlicher Teil des Lebens ist der dritte Lebensabschnitt ab 60. Dann wollen wir endlich frei leben und die schönen Dinge dieser Welt genießen. Dazu benötigen wir natürlich auch Geld.
AR: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, damit sie auch im Alter finanziell unabhängig bleiben?
JH: Nicht erst mit 40 oder 45 Jahren in die Altersvorsorge investieren. Dann ist es leider viel zu spät. Denn der Zinseszinseffekt auch gerade im Bereich des Sparens setzt erst nach einer bestimmten Zeit ein. Der Faktor Zeit mit dem Zinseszinseffekt sind die beiden Dinge, die bei der Altersvorsorge am wichtigsten sind. Das funktioniert nur dann, wenn man ganz früh damit beginnt. Und das habe ich damals versucht, allen Menschen in Deutschland verständlich zu machen! Die meisten haben es nicht verstanden und werden leider nicht in den Genuss kommen.
AR: Was wollen Sie mit Ihrem Buch zum Ausdruck bringen?
JH: Ich will niemanden erschrecken, nur auf das Problem Altersvorsorge, das ich vor 50 Jahren schon erkannt und immer wieder darauf aufmerksam gemacht habe, mit vielen Vorträgen, Büchern etc. aufmerksam machen. Bedauerlicheweise werden die meisten nach der Wahrheit im Buch doch erschrocken sein. Es sei denn, Sie sind reich geboren oder haben Aussicht auf eine Erbschaft.
AR: Was meinen Sie konkret?
JH: Die meisten Menschen orientieren sich immer nur an dem, was heute ist. Nur – ein Leben besteht länger und das ist ein wichtiger Aspekt. Und in einem kapitalistischen System kommt es darauf an, dass man immer für sich selbst sorgen muss.
Der Staat wird auf die Dauer nicht für einen sorgen.
Die Eltern werden im Alter auch nicht mehr da sein, die einem helfen können. Davon handelt das Buch. Das Buch ist auch eine Abrechnung mit den Medien, die nicht richtig oder falsch informiert haben.
AR: Und mit wem noch?
JH: Und noch mehr eine Abrechnung mit der Politik, dass sie uns belogen haben. Ich finde, dafür müsste man irgendwann auch mal in eine große Diskussion eintreten. Wie kann sowas passieren?
Dass in einem hochentwickelten Industrieland wie Deutschland über so ein Thema nie diskutiert wurde? Jeder wird irgendwann davon betroffen sein! Wir müssen uns nur die Altenheime angucken.
Die Leute, die monatlich 3000€ oder 4000 € zahlen sollen. Wer kann das? Wie soll das funktionieren? Da ist die nächste Katastrophe für dieses Land schon vorprogrammiert. Unsere Politiker haben schon vorgesorgt. Jetzt merken sie es auf einmal und versuchen jeden Tag immer irgendwelche Verbesserungen zu bringen. Wenn ich 3 % mehr Rente bekomme, aber die Inflation beträgt fünf und sechs, dann haben unsere Rentner noch weniger. Darum ist auch keiner bereit, Antworten zu geben, der große Fehler, der gemacht worden ist. Wo es politische Bewegung gab, wo man die kapitalgedeckte Rente hätte einführen müssen, dass jeder mit der Unterstützung des Staates für sich selbst sorgt. Aber bei uns ist ja die Situation in Deutschland so, dass das Geld, das im Moment eingenommen wird, im Moment ausgegeben wird.
Ich bin davon tief betroffen und das wollte ich eigentlich mit dem Buch zum Ausdruck bringen.
Während meine Auszeit in Thailand habe ich viele Monate Zeit gehabt, um das Buch zu schreiben.
Ich bin auch von mir selbst enttäuscht, warum es mir nicht gelungen ist, den Menschen das Thema verständlich zu machen. Nur – es wollte keiner verstehen und hat auch keiner zugehört.
AR: Wie ist das Buch bisher angekommen?
JH: Außergewöhnlich gut. Ich habe eine Vielzahl von Briefen bekommen. Allerdings habe ich auch eine Aktion gemacht und 1111 ausgewählten Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft das Buch anlässlich meines 80. Geburtstages geschenkt. Die Reaktion war einfach sensationell!
AR: Was haben Sie in Zukunft noch vor?
JH: Durch das Buch habe ich festgestellt, dass man einfach mehr Aufklärungsarbeit machen muss und sich idealistisch engagieren sollte, ohne irgendeinen Vorteil davon zu erwarten. Die Politik sagt jeden Tag, wir sollen uns einmischen.
Und ich möchte mich gern einmischen und auf die Punkte hinweisen, die nicht so funktionieren. All die Fragen und Antworten möchte ich in Zukunft im Raum Hamburg mit „Guten Morgen Hamburg“ aufbringen, mit Diskussionen, mit Diskussionsveranstaltungen, mit einer Talkshow und so weiter.
AR: Sie führen ein traumhaftes Leben und waren immer sehr erfolgreich. Haben Sie noch Träume?
JH: Mehr über das gesamte Leben erfahren.
AR: Was würden Sie der Jugend von heute mit auf den Weg geben?
JH: Die einzige Sicherheit, die es für einen Menschen gibt, ist, was er kann und was er gelernt hat.