Am heutigen Donnerstagmorgen haben rund 90 Behördenmitarbeiter und 60 Polizisten ein Haus an der Walddörfer Straße in Wandsbek überprüft. In einer über dreistündigen Razzia sollte ermittelt werden, inwieweit hier durch organisierten Missbrauch Mieter unter unmenschlichen Wohnverhältnissen leben und durch Mietwucher ausgebeutet werden.
Das Gebäude soll ein Hotel sein
In dem als Hotel registrierten Gebäude sind 93 Menschen -überwiegend Bulgaren- mit ihrem Wohnsitz gemeldet, was nicht erlaubt ist. Offensichtlich waren jedoch noch weitaus mehr Personen unerlaubt dauerhaft in den kleinen Appartements untergebracht. Der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer, sagte, dass Menschen aus Osteuropa auf dem Hamburger Wohnungsmarkt wenig Chancen hätten. Das nutzen einzelne Leute aus.
Schwerpunkt war nicht die Überprüfung der Bewohner
Der Einsatz richtete sich nicht gegen die Bewohner. „Wir wollen an die Hinterleute. Wir wollen nicht, dass Menschen ausgebeutet werden“, so Schweitzer. „Wir haben Bewohnerinnen und Bewohner freundlich gefragt, ob wir eintreten dürfen.“ Schweizer berichtet, dass sich viele sogar gefreut hätten, dass überhaupt mal jemand vorbeikommt und nachfragt. Neben Familien und Kindern, die in diesem Gebäude untergebracht waren, wurde auch ein Bordell betrieben. Der als Kegelbahn deklarierte Keller wird augenscheinlich gerade zu einer Saunalandschaft umgebaut.
Das Gebäude ist in einem schlechten Zustand. Elektroleitungen liegen offen, die Wandverkleidungen sind kaputt, Schimmel macht sich breit. Aufgrund der erheblichen Verstöße gegen den Brandschutz wird sogar überlegt, ob einzelne Appartements geräumt werden müssen. Für Ersatzunterkünfte wolle man aber sorgen.
Für rund die Hälfte der gemeldeten Bewohner hat der Staat die Miete bezahlt. Das Jobcenter prüfe nun, ob ein Missbrauch vorliegt. Mieter berichteten, dass sie knapp 700 EUR pro Monat für rund 40 Quadratmeter zahlen müssen. Die Zahlung erfolge teilweise bar an den Hausmeister.